Fußball als Geschäft

Warum Fußballvereine an die Börse gehen

von Moritz Weinstock

Mit dem Drittligisten Unterhaching geht ein zweiter deutscher Fußballverein an die Börse. Ein ungewöhnlicher Schritt, arbeiten die meisten Vereine doch mit Sponsoren- statt Anlegergeldern. Warum der Schritt in die Aktienwelt dennoch eine Alternative ist, erklärt dir ZASTER.

Vor gut 19 Jahren wagte Borussia Dortmund den Schritt an die Börse. Bisher tat es ihnen kein anderer deutscher Fußballverein gleich. Nun folgt die SpVgg Unterhaching, ein Drittligist, der dadurch seine Wettbewerbsfähigkeit ausbauen will.

Was bisher geschah

So ein Börsengang will gut vorbereitet sein. Die Spielvereinigung plant ihn seit Jahren. Zuletzt hatte sie die Profiabteilungen bis zur U16 ausgegliedert und so den Weg in Richtung Wirtschaftsunternehmen geebnet. Dieser Schritt war notwendig, um nicht gegen das Vereinsrecht zu verstoßen, dessen Ziel in erster Linie Gemeinnützigkeit ist. Ohne die Abspaltung der Profisparte hätten dem Verein sonst hohe Steuernachzahlungen gedroht.

Mit neuem Schwung soll es nun an die Börse gehen. In einer ersten Finanzierungsrunde im Dezember vergangenen Jahres konnten bereits Aktien im Wert von rund vier Millionen Euro verkauft werden, wobei der Verein selbst 50 Prozent behält und Präsident Schwabl mit 16,6 Prozent an dem ehrgeizigen Projekt beteiligt ist.

Was zukünftig passieren soll

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das der Präsident und sein Verein verfolgen. Denn nicht weniger als der Aufstieg in die Zweite Bundesliga soll möglichst bald nach dem Börsengang klappen. Möglichst bald heißt laut Schwabl in zwei bis drei Jahren. Das Ziel an der Münchner Börse Anfang Juli sei es, weitere acht Millionen Euro einzusammeln. Mit diesem Geld und der Umstellung auf eine Aktiengesellschaft will der Verein unabhängig von großen Investoren werden und mehr Geld für neue Projekte haben.

Börsengang – der bessere Weg für Vereine?

Derzeit sind 12 europäische Fußballvereine aus sieben Ländern an den deutschen Börsen notiert. Borussia Dortmund führt die Liste mit einem Börsenwert von etwas über 766 Millionen Euro an, gefolgt von Manchester United (rund 615 Millionen Euro) und Ajax Amsterdam (318 Millionen Euro). Platz vier belegt der FC Kopenhagen, mit einem Gesamtwert von 145 Millionen Euro. Sie alle eint die Idee, neues Kapital durch das Engagement an der Börse zu generieren. Das wiederum soll ermöglichen, hohe Ausgaben für den Bau eines Stadions, den Ausbau der Nachwuchsförderung und den Einkauf neuer Spieler stemmen zu können.

Pech im Spiel …

Fußballvereine werden ja bekanntlich an ihren Erfolgen gemessen und wenn’s mal nicht so läuft, vielleicht dauerhaft sogar, drohen weitreichende Konsequenzen. Bei Borussia Dortmund war das 2005 der Fall. Fünf Jahre zuvor war man erfolgreich an die Börse gegangen, 130 Millionen Euro konnten eingespielt werden. Geld, das teure Transfers ermöglichte. Doch der Erfolg blieb aus, die Schulden häuften sich an und der Aktienwert geriet erheblich ins Straucheln. Als das Stadion verkauft wurde, um es stattdessen dauerhaft zu mieten, wurden die Anleger panisch und trennten sich von ihren Aktien.

… Pech an der Börse

Kurzfristig sank der Preis pro Papier auf unter zwei Euro – und das bei einem Ausgangswert von 11 Euro am Tag des Börsengangs. Erst mit dem neuen Vereinsmanager Hans-Joachim Watzke ging es wieder bergauf. Drastische Kürzungen bei den Spielergehältern und der Neuaufbau mit jungen, günstigen Spielern waren die Folge. Jürgen Klopp sanierte den Verein aus spielerischer Sicht und verhalf ihm zu neuen Erfolgen. Doch es dauerte bis 2014, bis der Schuldenberg von 100 Millionen Euro beglichen war. Heute hat sich der Aktienwert wieder stabilisiert und liegt derzeit bei rund acht Euro.

Mein Verein, meine Aktie

Obwohl es kaum etwas schöneres gibt, als am Verein, den man liebt, mit beteiligt zu sein, sollte die Liebe vielleicht doch vor Aktien halt machen. Denn genau wie bei Dortmund ist auch bei allen anderen Vereinen, die an der Börse sind, mit starken Preisschwankungen zu rechnen. Aber so ist Fußball eben – ein Auf und Ab der Gefühle gehört mit dazu.

ein Artikel von
Moritz Weinstock
Moritz hat Kommunikationswissenschaften in Wien studiert und seine Leidenschaft fürs Schreiben mit nach Berlin gebracht. Nach lehrreichen Jahren als Redakteur bei einem Motorradmagazin, ist er nun als Channel-Editor für ZASTER tätig. Sein Zugang zur Wirtschaftswelt: er lebt auf zehn Quadratmetern und spart, was das Zeug hält.