Blick ins Haushaltsbuch

Früher war ich erfolgreicher Architekt – das habe ich heute noch zum Leben …

von Hannes Lustermann

Als Pensionär kommt zwar etwas weniger Geld rein als zuvor, zugleich bleibt mehr Zeit, das Leben zu genießen. Umsonst ist das natürlich nicht, und auch die Kosten für die Gesundheit strapazieren den Geldbeutel. Mit einem ordentlichen Haushaltsplan und vorausschauendem Denken schaffen es Renter Bernd K. (77) und seine Ehefrau Elke (72), immer etwas übrig zu haben.

Seit 2002 ist Bernd in Rente, zuvor arbeitete er als angestellter Architekt und verdiente im Monat 3000 D-Mark netto. Seine Ehefrau Elke brachte ihrerseits als Unterstufen-Lehrerin 1650 D-Mark nach Abzügen mit nach Hause. Als Rentner gestalten sich ihr Einkommen und die festen Ausgaben jeden Monat wie folgt:

Gemeinsames Einkommen netto monatlich: 3474 Euro

  • Renten 1642 Euro (Bernd) und 1352 Euro (Elke) und 104 Euro (Beamtenzulage Elke)
  • Mieteinnahmen 376 Euro

Fixkosten (auf den Monat umgerechnet): 2070 Euro

Davon Wohnen, Haus und Grund: 871 Euro

  • Miete Wohnung 805 Euro
  • Gartenpacht 16 Euro
  • Energie 50 Euro

Gesundheit und Versicherungen: 128 Euro

  • Sach-, Haftpflicht- und Unfallversicherungen 12 Euro
  • Gesundheitskosten, Zuzahlungen, Krankenhauskosten 116 Euro

Mobilität: 372 Euro

  • Tilgung Autokredit 76 Euro
  • Pkw Instandhaltung, Reparaturen, Sprit 220 Euro
  • Kfz- und Autoversicherung 76 Euro

Sparen, Anlagen: 500 Euro

  • Dauerauftrag Plussparen 400 Euro
  • Dauerauftrag Bausparen 100 Euro

Telekommunikation, Mitgliedschaften, Abos: 199 Euro

  • Mobilfunk und Internet 71 Euro
  • Konzert-, Zeitungs- und Rundfunk-Abo 28 Euro
  • ADAC, Fitness-Studio, Chor, Steuerbüro 100 Euro

In der Summe bleiben also monatlich zur freien Verfügung: 1404 Euro.

Insgesamt zeigt sich Bernd mit den gemeinsamen Finanzen sehr zufrieden: „Bei uns bleibt immer mal etwas übrig, denn jeder von uns kann dann im Monat rund 700 Euro ausgeben, wie er möchte. Einiges geht natürlich noch fürs Essen und Geschenke drauf. Aber bei kleineren Anschaffungen müssen wir nicht groß überlegen, sondern machen das einfach. Wenn es dann mal etwas happiger wird, wie bei einem neuen Küchentisch mit Stühlen für 800 Euro, planen wir im Voraus. Man muss halt ab und zu etwas mit dem Geld jonglieren, damit es passt.“

Man muss halt ab und zu etwas mit dem Geld jonglieren, damit es passt.

Ihre letzte große Anschaffung ist schon eine ganze Weile her, 2017 gaben sie ihren alten Diesel ab und holten sie sich einen neuen VW Touran. Statt der aufgehobenen Abwrackprämie winken nämlich viele Hersteller stellvertretend mit satten Rabatten für Kunden, die auf einen umweltfreundlichen Neuwagen umsteigen. „Da haben wir die Gelegenheit genutzt, uns einen Wagen mit Tageszulassung zu holen und so zusammen mit der Prämie von 3750 Euro richtig gespart“, freut sich Bernd rückblickend.

Für den vollen Kaufpreis war trotzdem nicht genug Geld da, also suchten sie eine günstige Lösung. „Für den Autokauf haben wir beschlossen, uns 10.000 Euro von der Bank zu leihen, denn so viel hatten wir nicht. Wir hatten zwar noch ein Wertpapier mit 3,5 Prozent Zinsen, aber das wollten wir nicht anfassen, denn bei den niedrigen Zinsen kam ein Bank-Kredit vergleichsweise günstiger. Da wir zu zweit sind, hat jeder von uns einen Kredit über 5000 Euro aufgenommen, so gab es kürzere Laufzeiten und niedrigere Zinssätze. Den ersten haben wir schon nach einem halben Jahr abbezahlt. Das hat zwar einige Gebühren gekostet, aber es hat sich auch hier nochmal gelohnt, um Zinsen einzusparen.“

Als Rentner darfst du keine Schulden haben, denn wovon willst du die denn tilgen?

Prinzipiell möchten Bernd und seine Frau aber auf keinen Fall bei der Bank in der Kreide stehen: „Den Autokredit haben wir nur aufgenommen, weil es vorteilhafter war und wir das mit unseren Rücklagen notfalls decken konnten. Beim Erwerb unserer kleinen Eigentumswohnung standen wir während der zehnjährigen Kreditlaufzeit gehörig unter Druck, dass wir mit unserem Geld hinkommen und die Raten zahlen können. Seit dieser Erfahrung ist für uns klar, dass wir unbedingt schuldenfrei sein möchten. Als Rentner darfst du keine Schulden haben, denn wovon willst du die denn tilgen? Seit dem Tag, an dem die Wohnung abbezahlt war, konnten wir alles ausgeben, was wir einnehmen, das war für uns enorm wichtig – und nur genau das können wir uns leisten, denn auf Pump leben, das wollen wir nicht.“

Jeden Groschen, den du übrig hast, holt sich Vater Staat, wenn du zum Pflegefall wirst, deswegen ist Vorsorge sinnlos.

Stattdessen schauen Sie, dass sie kleinere Rücklagen bilden. Jedoch nicht fürs hohe Alter oder das Erbe: „Hinterlassenschaften interessieren uns nicht, da geht zu viel ab. Wir sparen auch nicht für die Zeit, wenn wir irgendwann Betreuung brauchen, denn woher sollen wir denn wissen, wie lange wir das in Anspruch nehmen müssten. Jeden Groschen, den du übrig hast, holt sich Vater Staat, wenn du zum Pflegefall wirst, deswegen ist Vorsorge sinnlos. Also kann man dafür gar nicht genug zurücklegen, es sei denn man hat geerbt oder sonst irgendwo her 100.000 Euro. Eine richtige Altersvorsorge kriegt der normale Bürger doch eh nicht hin.“

„Wir sparen einfach dafür, dass wir mal eine Reise machen, oder die Familie besuchen können. Gleichzeitig möchten wir die Sicherheit, auch unvorhergesehene Kosten begleichen zu können. Deshalb haben wir unseren Bausparvertrag behalten, falls an unserer Wohnung Reparaturen anfallen. Ausserdem gab es dafür damals etwas mehr Zinsen als anderswo. Altersgemäß umsatteln kostet natürlich auch eine Kleinigkeit: Wir haben uns zum Beispiel E-Bikes geholt, weil das Fahrradfahren für uns nach einer Weile beschwerlich wird. „

Hier darf es gerne etwas mehr sein: „Wir wohnen zur Miete in einer Drei-Zimmer-Wohnung, obwohl wir im gleichen Haus unsere kleine Zwei-Zimmer-Eigentumswohnung haben. Das gönnen wir uns, falls mal die Kinder oder Enkel zu Besuch sind, damit genügend Platz für alle ist.“

Hier sind sie sehr kostenbewusst: „Bio ist ja teuer, deswegen haben wir einen kleinen Schrebergarten am Stadtrand. Das ist unser grünes Wohnzimmer, wo wir eigenes Obst und Gemüse züchten.“

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Hannes Lustermann