Zaster-Check

Finger weg von Billig-Gasgrills

von Nils Matthiesen

Von 0 auf 100 Grad in 20 Sekunden? Mit einem rasanten Gasgrill kein Problem. Doch reicht ein Billigmodell? Zaster hat’s getestet.

Wir Deutschen lieben das Grillen – und immer mehr entdecken den Garten als Zweitküche. Dabei zeichnet sich auf deutschen Rosten eine Trendwende ab: Immer mehr Käufer entscheiden sich für einen Gasgrill. Die Vorteile liegen auf der Hand: Schneller, praktischer, sauberer. Der Grill ist in wenigen Minuten auf Betriebstemperatur, die Hitze justiert sich stufenlos per Drehregler. Selbst für die Zubereitung aufwendigerer Gerichte muss man kein Profigriller sein. Schließlich sind die Zeiten, in denen einfach nur ein Fleischlappen und Würstchen auf den Teller kamen, lange vorbei. Heutzutage darf es auch mal Filet Mignon mit Teearoma oder Schweinepaillards mit Romesco-Sauce sein. Auserlesenes Fleisch braucht aber schonende Temperaturen, vergleichbar mit denen im Backofen. Weiterer Pluspunkt für den Gasgrill: Herabtropfendes Fett wirbelt keine Asche auf, die aufs Grillgut fliegt. Auf dieses Weise entstehen weniger gesundheitsgefährdenden Stoffe. Und am Ende mit vollem Bauch entfällt das lästige Beseitigen der Aschereste.

Der Preis ist heiß

Ein großer Nachteil bleibt aber: In der Anschaffung sind Gasgrills meist empfindlich teurer als die Kohle-Modelle. Gut ausgestattete Markengeräte durchbrechen locker die 1.000 Euromarke. Demgegenüber gibt’s beim Discounter oder im Baumarkt Gasgrills mit zwei Brennern oft schon ab 100 Euro. Die Gretchenfrage also: Sind solche Billiggrills empfehlenswert? Zaster hat zwei Modelle unter die Lupe genommen.

Landmann atracto: Heiße Ware

Der atracto von Landmann zählt mit einem Internet-Preis von 129 Euro ebenfalls zu den absoluten Billigheimern unter den Gasgrills. Hier lautet das Test-Fazit (im wahrsten Sinne des Wortes): Finger weg! Dass Beste am Grill ist der noch Aufbau. Der gelingt in rund eineinhalb Stunden recht schnell und ohne größere Komplikationen. Die fertige Konstruktion hinterlässt allerdings einen klapperigen Eindruck, die linke Ablage lässt traurig die Flügel hängen. Beim Grillen geht dafür erst einmal die Post ab. Bereits nach einer Minute und 146 Sekunden ist der kompakte Grillraum auf 200 Grad erhitzt. Und eine halbe Minute später fällt schon die 300 Grad-Marke. Die Höchsttemperatur lässt sich nur erahnen. Nur so viel dazu: Ein Testthermometer starb beim Einsatz im atracto den Hitzetot. Leider bringt die hohe Temperatur beim Grillen rein gar nichts. Denn der dünne Grillrost ist schlicht nicht in der Lage, die Hitze aufs Fleisch zu übertragen. Die Folge sind knusprige Ränder bei labberigem, zähen Kern. Überdies dauert es ewig, bis das Essen servierfertig ist. So macht Grillen keinen Spaß. Ein weiterer dicker Minuspunkt: Nicht nur der Deckel erhitzt sich auf gefährliche 225 Grad, auch der Griff selbst wird mit 45 Grad unangenehm heiß. Ebenfalls beängstigend: Die hohe Temperatur der Deckelteile unmittelbar rechts und links vom Griff.

Lavastein Gasgrill „Halifax“: Der Grill, der nicht grillt

Ein Gasgrill zum Internetpreis von 100 Euro? Was darf man da erwarten? Auf den ersten Blick eine ganze Menge! Trotz des Spottpreises kann sich die Ausstattung des Lavastein Gasgrills „Halifax“ sehen lassen: Seitenbrenner, Deckelthermometer, -Sichtfenster, Piezo-Zündung und sogar eine Schutzhaube sind dabei. Eine Abdeckhaube von Weber allein kostet gut und gerne 100 Euro. Auch der Aufbau gelingt problemlos. Allerdings fällt dabei schnell auf, dass es sich keinesfalls um ein Qualitätsprodukt handelt. Die Deckelscharniere sind beispielsweise sehr billig ausgeführt und passen nicht richtig ineinander. Folglich schließt der Deckel nicht richtig. Die gesamte Konstruktion steht überdies wackelig da, alles ist schief und passt nicht richtig zusammen. Auch der dünne Grillrost in Backofen-Ausführung lässt befürchten, dass es mit dem Grillvergnügen nichts wird. Das bestätigt sich prompt beim Testgrillen. Als Lavastein-Grill ist der Halifax schlicht nicht zu gebrauchen. Selbst nach 45 Minuten Wartezeit verharrt das Thermometer bei schlappen 170 Grad. Das Teststeak kann einem fast schon leid tun. Nach 10 Minuten Grillzeit liegt es immer noch roh da. Klappt’s ohne Lavasteine besser? Nein. Selbst nach über 20 Minuten gelingt es nicht, den Grill auf 200 Grad zu bringen – mehr als 189 Grad packt der Halifax einfach nicht. Bei dieser Temperatur lässt sich kein Fleisch vernünftig grillen. Ergebnis: Kaum nutzbar.

Fazit

Investiert besser etwas mehr Geld in einen Gasgrill oder wartet auf ein Sonderangebot. Die getesteten Billig-Gasgrills der Hunderteuroklasse taugen vielleicht für ein paar Würstchen, für die ordentliche Zubereitung von Fleisch sind die getesteten Teile allerdings kaum geeignet.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.