Große Preisunterschiede

Handy-Vertrag mit oder ohne Smartphone?

von Nils Matthiesen

Eine Frage beschäftigt jeden Smartphone-Nutzer: Ist es sinnvoller, ein Handy zusammen mit einem Vertrag oder unabhängig davon zu kaufen? Hier die verblüffende Antwort.

Noch vor kurzem schien die Sache klar: Cleverer ist, Vertrag und Smartphone separat zu erwerben. Denn schließlich sind die angeblich so günstigen Handys – die es zum Teil für nur einen Euro dazu gibt – reine Lockangebote. Zwar steht in diesem Fall für das Gerät tatsächlich nur ein Euro auf der Rechnung, doch dafür klettern die monatlichen Gebühren. Wer genau hinsieht merkt: Je besser das Smartphone, desto höher die monatlichen Fixkosten. Und wer dann noch den Bleistift spitzt, und sich die Gesamtkosten für 24 Monate mal mit und mal ohne „subventioniertem“ Handy ausrechnete, kommt meist zu dem Schluss, dass der Mobilfunkanbieter am Geräteverkauf wohl ordentlich mitverdienen will, statt die günstigen Einkaufskonditionen als Großeinkäufer an seine Kunden weiterzugeben.

Stiftung Warentest: Paket aus Handy & Vertrag oft besser

Die Stiftung Warentest meint jetzt aber: So einfach ist es nicht (mehr). Nach umfangreichen Preisanalysen gelangte die Tester zu der Erkenntnis: Alles Quatsch, im Paket mit einem Mobilfunk-Vertrag seien viele Smartphones tatsächlich preiswerter als im Laden. Voraussetzung dabei sei aber stets: Du kündigst deinen Vertrag am Ende der Laufzeit rechtzeitig und hältst dich für einen Tarifwechsel bereit. Allerdings sei die Thematik kompliziert und es ließe sich nicht pauschal sagen, welche Strategie günstiger ausfalle. Abhängig von Smartphone-Modell und Tarif könne man mal ein Schnäppchen machen, wenn man sich für ein „subventioniertes“ Handy entscheidet, und ein anderes Mal viel zu viel bezahlen.

Kosten-Rechner: Nicht perfekt

Die Aussage ist natürlich unbefriedigend in einer komplizierten Zeit, in der wir nach einfachen Antworten lechzen. Immerhin hat die StiWa für sechs aktuelle Smartphones und sechs verschiedene Anbieter eine Tabelle mit verschiedenen Empfehlungen veröffentlicht, in welchem Fall es eher lohnt, das Smartphone selbst zu kaufen oder über den Vertrag zu finanzieren. Auffällig dabei: Besonders beliebte Modelle, wie das iPhone 11 oder Samsung Galaxy S10, sind mitunter günstiger, wenn sie der Kunde gleich bei Vertragsabschluss dazu bestellt. Und um für noch mehr Durchblick zu sorgen, hat die StiWa darüber hinaus einen Vergleichsrechner in Netz gestellt, mit dem sich individuelle Angebote überprüfen lassen. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine speziell auf Smartphone-Tarife zugeschnittenen Taschenrechner, der die Gesamtkosten für einen Vertrag mit und ohne Smartphone vergleicht. Komfortabler ist aus unserer Sicht dagegen der Handyvertrag-Vergleichsrechner des Preisvergleichsportals Verivox. Hier kannst du bequem benötigte Tarifoptionen auswählen, und die Seite spuckt dir jeweils die monatlichen Kosten mit oder ohne Wunschhandy heraus. Allerdings musst du hier noch ein wenig selbst rechnen. Zwar nennt dir Verivox unter „Mehr zu diesem Tarif“ auch die Gesamtkosten über die ganze Laufzeit, allerdings kannst du diese „mit“ und „ohne“ Handy nicht direkt vergleichen. Außerdem musst du dir selbst noch die besten Preise für dein Wunschsmartphone ohne Vertrag heraussuchen, beispielweise bei idealo.de.

Smartphone am besten länger nutzen

Du siehst also: Einige Minuten Zeit und ein wenig Gehirnschmalz sind immer noch nötig, um die günstigste Kombination aus Smartphone und Tarif zu ergattern. Die wichtigste Frage dabei: Willst du alle zwei Jahre ein neues Modell haben? Dann könnte ein Paket aus Tarif und Gerät die bessere Wahl sein. Planst du dagegen, dein Smartphone drei Jahre oder länger zu nutzen, solltest du das Smartphone besser separat kaufen. Klar auch: Die zweite Strategie erzeugt unterm Strich geringere Handykosten. Und mal ehrlich: So viel tut sich technisch bei den Smartphones auch nicht mehr, das stets das aktuellste Gerät am Start sein muss.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.