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Investiert man als Papa vorsichtiger?

von Steven Plöger

Christian W. Röhl (CWR) ist Buchautor von „Cool bleiben und Dividenden kassieren“. Besonders beeindruckend ist seine Vielseitigkeit – Unternehmer, Ehemann, Papa, Portfolio-Manager und Gründer der Finanzplattform DividendenAdel.de. (Respekt!) Finanzdiva Kat€ sprach mit Deutschlands Dividenden-Experte Nummer eins Christian W. Röhl über einfache Anlagestrategien und Vaterfreuden.

Sie wurden vor kurzem Vater. Was meinen Sie: Investiert man als Papa vorsichtiger?

Da muss ich mich nicht umstellen. Meine Zocker-Zeit liegt lange hinter mir. Mit 18 habe ich mal mit Optionsscheinen meine Urlaubskasse verjuxt, so dass ich mir statt Ballermann nur noch Biggesee leisten konnte – und mit 22 bin ich um ein Haar an der Pleite vorbeigeschrammt, nachdem ich Aktien auf Pump gekauft hatte und die Kurse dann durch die Russland-Krise 1998 binnen weniger Wochen um 20 bis 30 Prozent eingebrochen sind. Das war eine sehr heilsame Erfahrung…

Haben Sie schon einen Plan, wie Sie für den Kleinen im digitalen Zeitalter vorsorgen? Sparschwein oder lieber gleich eine App wie iBillionaire?

Sparschwein haben wir schon im Babyzimmer stehen, aber natürlich nur symbolisch. Unser kleiner Julian kriegt selbstredend gleich nach der Geburt ein Depot, in das dann ausschließlich Aktien und Aktienfonds wandern werden. Denn er hat ja fast zwei Jahrzehnte Zeit, bis er das Geld für seine Berufsausbildung braucht – und Zeit ist der wichtigste Erfolgsfaktor, wenn es um Aktien geht: Je länger der Horizont, umso weniger fallen zwischenzeitliche Kursrückgänge und Krisen ins Gewicht. Und ob man sein Portfolio dann mit einer coolen App oder in einem Excel-Sheet oder auf einem karierten DIN A4 Zettel verwaltet, ist erstmal zweitrangig.

Im Jahr 2010 lag das Einkommen der 25- bis 29-Jährigen in Deutschland sieben Prozent unter dem Durchschnitt. 1984 waren es knapp drei Prozent. Welchen Ratschlag werden Sie Ihrem Kind diesbezüglich mit auf dem Weg geben?

In diesen Zahlen zeigt sich wohl die „Generation Praktikum“ und wenn junge, fleißige und hervorragend ausgebildete Menschen sich von einem prekären Arbeitsverhältnis ins nächste hangeln müssen, läuft definitiv etwas falsch in einer Wissensgesellschaft. Aber klar ist: Eine Top-Qualifikation alleine reicht nicht aus, um gutes Geld zu verdienen. Es müssen, neben dem obligatorischen Quäntchen Glück, noch ein paar andere Skills dazu kommen – beispielsweise Unternehmergeist. Das ist nicht jedermanns Sache, aber wenn mein Sohn sein eigenes Business aufziehen wollte, würde ich das auf jeden Fall sehr unterstützen.

Die Baby-Boomer Generation geht bald in Rente und die „Geiz-ist-Geil-Gesellschaft“ verlagert ihre Jobs ins Ausland. Bedeutet: Immer weniger Beitragszahler buckeln dann für immer mehr Rentner. Können junge Menschen dann überhaupt noch adäquat für ihre Rente vorsorgen oder sollten sie lieber ihr weniges Geld verprassen und im Alter auf den Sozialstaat hoffen?

Über seine Verhältnisse leben und darauf vertrauen, dass einen der Staat schon raushaut, wenn’s schief läuft? Derlei „Moral Hazard“ funktioniert nur bei Banken, aber als junger Mensch würde ich mich nicht darauf verlassen. Ohne private Vorsorge geht es nicht. Punkt.
Wann und wie sollten junge Leute mit dem Investieren beginnen?

Sofort – schon wegen des Zinseszinseffekts. Und das Argument „kein Geld“ zieht dabei nicht. Wer jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit oder Uni bei Starbucks Station macht und 3,50 Euro für einen Kaffee übrig hat, der kann auch investieren: Kaffee daheim aufbrühen und schon sind 50,00 Euro Sparrate pro Monat kein Problem. Oder nehmen Sie Raucher – wer mit den Glimmstengeln aufhört, lebt nicht nur gesünder, sondern hat von heute auf morgen mehr Geld im Portemonnaie.

Angenommen, man möchte 200 Euro jeden Monat beiseite legen: Wie sollte man vorgehen um diesen Betrag optimal zu investieren?

Am wichtigsten ist die Regelmäßigkeit: Am besten die 200,00 Euro gleich am Monatsanfang automatisch abbuchen lassen, so dass man gar nicht erst in Versuchung kommt, mal eine Anspar-Pause einzulegen. Erst dann kommt die Frage, in was man investiert – wobei für die meisten Menschen ein internationaler Aktienfonds oder ETFs sicher am naheliegendsten sind. Wer sich etwas aktiver mit seiner Geldanlage beschäftigen möchte, kann allerdings auch zu Einzelaktien greifen. Einige Online-Broker bieten die Möglichkeit, zu günstigen Konditionen Aktien-Bruchteile zu erwerben.

Was, wenn man weniger Geld zur Verfügung hat, sagen wir 50 Euro?

Da kommt man um einen Fonds nicht herum. Wichtig aber auch hier, egal ob jung oder alt: Aktien – vorausgesetzt, man hat mindestens zehn Jahre Zeit.

Warum handeln Ihrer Meinung nach nur rund zehn Millionen Deutsche an der Börse? Alles nur, weil sie heute noch auf die Aktienkurs-Trendwende des ehemaligen Dividenden-Superstars Telekom warten?

Die misslungenen Börsengänge der Deutschen Telekom – zuletzt im Juni 2000 hat Vater Staat die Aktien für 66,50 Euro verhökert, heute liegt der Kurs knapp über 14,00 Euro – haben der Investment-Kultur definitiv schwer geschadet. Letztendlich haben wir dadurch zwei Anleger-Generationen verloren: Sowohl die Mütter und Väter, die damals um ihre Spargroschen gebracht wurden, als auch die Töchter und Söhne, die das „T-saster“ mitbekommen haben. Hinzu kommt, dass die Aktie hierzulande keine Lobby hat, ganz im Gegensatz zu Versicherungen und Banken. Aber in dieser Hinsicht ist die Nullzins-Politik der EZB tatsächlich hilfreich. Denn immer mehr Menschen kümmern sich aktiver um ihr Geld oder informieren sich zumindest besser – und entdecken, dass langfristiger Vermögensaufbau ohne Aktien nicht funktioniert.

Ab welchem Verlust stoßen Sie Aktien ab?

Ich sehe Aktien wie vermietete Immobilien. Die stellt man ja auch nicht zum Verkauf, wenn irgendjemand behauptet, dass die Preise fallen – sondern solange die Mieter brav zahlen, bleibt man ganz gelassen. Will heißen: Fallende Kurse nutze ich vielleicht als Gelegenheit zum Nachkaufen, aber ansonsten ist mir egal, ob eine Aktie gerade steigt oder fällt. Kribbelig werde ich erst, wenn die Dividende gesenkt wird oder die Ausschüttungsquote zu hoch ist, ein Unternehmen also über seine Verhältnisse lebt. Dann kommt die Aktie auf die Verkaufsliste.

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Steven Plöger