Entspannt reisen

Die fiesen Tricks der Autovermieter

von Nils Matthiesen

Mietwagen gibt’s immer günstiger. Dieser Eindruck entsteht zumindest bei der Online-Buchung. Oft steigt die Rechnung im Nachhinein aber aufs doppelte und dreifache. Diese Maschen musst du kennen.

Ein klasse Angebot: Nur 180 Euro für einen Wagen der Golfklasse auf Mallorca in der absoluten Hauptsaison – für zwei Wochen! Da musste Andreas G. zuschlagen. Und ein erstklassiges Versicherungspaket mit Rundumschutz war sogar auch noch dabei. Vor Ort am Flughafenschalter von „Record“ dann die Ernüchterung: Die Dame akzeptiert die Kreditkarte nicht. Fadenscheinige Begründung: Es handele sich bei der vorgelegten Comdirect-Visakarte nicht um eine „echte“ Kreditkarte, sondern lediglich um eine „Debitcard“, auf der man keine Sicherheiten hinterlegen könne. Da also keine gültige Kreditkarte vorliege, berechne man zusätzlich zum Mietpreis 185 Euro an Gebühren.

Alles beteuern, dass besagte Kreditkarte schon seit Jahren auf der ganzen Welt für Mietwagen zum Einsatz käme, helfen nicht. Die Angestellte verweist stoisch auf eine Art Schild, auf dem diverse Kreditkartentypen abgebildet sind. Die würde Record nicht akzeptieren. Anderen Personen ergeht es ähnlich, offenbar hat Record für jeden Kunden das passende Schild auf Lager. Ein Anruf bei Vermittler Check24 bringt keine Lösung. Man solle erst einmal zahlen und den Fall dann nach der Reise klären. Stress, ein Loch in der Urlaubskasse und schlechte Laune: So ergeht es vielen Deutschen, wenn sie ihren Mietwagen abholen. Sie zahlen viel mehr, als bei der Online-Buchung angegeben.

Günstig gebucht, teuer bezahlt

Im konkreten Fall bekam Andreas G. zwar sein Geld zurück. Es dauerte aber mehrere Monate. Und es bedeutete jede Menge Aufwand in Form von Papierkrieg mit Check24 und seiner Bank. Die bestätigte ihm natürlich, dass es sich bei seiner Karte um eine echte Kreditkarte handelt. Oft geht es aber nicht so gut aus. Ein anderer Fall: Herbert Z. bucht für seinen Kurztrip einen Kleinwagen. Der soll laut Internet schlappe 38 Euro kosten. Am Schalter von Goldcar hagelt es dann Zuschläge: Nach Versicherung, Tankservice und weiteren Extras stehen auf einmal 153 Euro auf der Rechnung. Damit nicht genug. Nach der Rückgabe kommt noch eine Reinigungsgebühr für 40 Euro obendrauf, obwohl er es in einem sauberen Zustand abgegeben hatte. Macht insgesamt statt 38 stolze 193 Euro. Offenbar ist es gängige Praxis, mit extrem günstigen Angeboten zu locken und dann vor Ort mit dubiosen Methoden noch einmal kräftig abzukassieren.

Ungesunde Konkurrenz

Kein Wunder: Seit Jahren kosten beispielsweise auf Mallorca Kleinwagen deutlich weniger als 20 Euro pro Tag. Das rechnet sich nicht, die Margen sinken. Der Markt ist hart umkämpft, allein auf den Balearen tummeln sich hunderte Anbieter. In vergangenen Jahren haben viele Pleite gemacht, die die übrig geblieben sind, kämpfen mit harten Bandagen. Wie die Billigflieger streichen sie Leistungen, um in den Vergleichsportalen möglichst weit oben aufzutauchen. Darunter leidet der Service. Aus diesem Grund ist es nicht empfehlenswert, allein auf den Preis zu schielen. Ein paar Euro mehr für einen seriösen Anbieter sparen Zeit und Nerven – und oft sogar bares Geld. Billiganbieter holen sich durch miese Tricks das Geld auf andere Wege. Es ist nicht leicht, sich davor zu schützen. ZASTER empfiehlt dir Folgendes:

Drei typische Abzocktricks von Autovermietern

Tank-Trick: Hört sich eigentlich praktisch an. Du gibst den Mietwagen ungetankt zurück und zahlst die Differenz, die durch das Auftanken entsteht. Der Haken an der Sache: Die Benzinpreise der Mietwagenfirmen sind unnormal hoch, dazu kommen Servicegebühren. So kann eine Auffüllung durch den Vermieter bis zum Dreifachen des normalen Benzinpreises kosten. Fairer und sinnvoller ist die „voll/voll „-Option: Dein Wagen ist vollgetankt und du gibst ihn vollgetankt wieder ab.

Versicherungs-Masche: Obwohl im Internet Vollkasko gebucht, versuchen dir geschäftstüchtige Autovermieter bei der Abholung teure Zusatzversicherungen aufzuschwatzen. Hintergrund: Die Mitarbeiter kassieren zusätzliche Boni, wenn sie Kunden zusätzliche Leistungen verkaufen, und das nicht zu knapp.

Flughafen-Trick: Um Geld zu sparen, verlagern viele Autovermieter ihre Stationen in Gebiete außerhalb des Flughafengebäudes. In diesem Fall werden die Kunden per Shuttle zur Mietwagenstation kutschiert. Das kann viel Zeit und Nerven kosten sowie Schwierigkeiten und Extrakosten bei frühen Rückflügen verursachen. Achte bei der Buchung auf Hinweise wie „im Terminal“. Allerdings zahlst du für den Service, das Auto direkt am Flughafen in Empfang nehmen und abgeben zu dürfen, meist einen deftigen Aufschlag.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.