HÄTTEST DU DAS GELD - WÜRDEST DU MIETEN ODER KAUFEN?

Kontra Mieten – Pro Kaufen!

von Carola Tunk

Schaffe, schaffe – Häusle bauen? Auf jeden Fall! Sicher: Besitz bedeutet viel Verantwortung, doch die lohnt sich. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich kaufen.

1
Ich habe einen Traum

von der großen Liebe, einer Villa am Meer und einer Wohnung in der Oderberger Straße in Berlin. Liebe zur Miete ist Prostitution. Und eine Wohnung zu mieten ist einfacher als sie zu kaufen. Kaufen ist schwer. Wer kauft, muss geduldig sein. Selbst wenn mein Traum nie Wirklichkeit werden sollte: Ich strebe nach seiner Verwirklichung solange er schwer zu verwirklichen ist. Besitz ist ein hoch gestecktes Ziel, für das Du – vielleicht dein Leben lang und vielleicht erfolglos – kämpfen musst. Doch wie war das noch gleich? Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.

2
Arme Reiche

Warum sollen mein Leben lang fremde Menschen Geld damit verdienen, dass sie etwas besitzen, was ich selbst besitzen kann, wenn ich hart genug gearbeitet und gespart habe? Ich kenne kaum ätzendere Menschen als Privatiers – also Menschen, die so viel besitzen, dass sie nicht arbeiten müssen, dabei immer mehr verdienen und deshalb gar nicht arbeiten wollen.

Ich würde eher kaufen statt mieten, einfach nur, weil mich die Gleichgültigkeit reicher Erben, die nichts mehr erreichen wollen, schlichtweg ankotzt.

3
Heimat

Ich wuchs in einem Haus mit Garten auf. Angrenzend an das Grundstück meiner Eltern war eine Wiese, die der Kirche gehörte. Alle paar Jahre kauften meine Eltern den Katholiken ein Stück Wiese ab. Je größer ich wurde, umso größer wurde der Garten. Mein Vater pflanzte Tannenbäume, von denen wir jedes Jahr ein paar Tage vor Weihnachten, einen absägten.

Ich wäre zwar auch gewachsen, wenn der Garten nur gemietet gewesen wäre, doch wäre er nie so sehr Teil von mir gewesen. Er gehörte noch heute einem Menschen, den meine Eltern bezahlten. Ich gehöre niemandem, aber der Garten gehört noch heute zu mir.

4
Die Lüge von der Freiheit

Notiz an meine Generation: Nur weil Ihr euren Geschlechtspartner so lange wechseln könnt, wie ihr Strom für euren Akku habt, und in andere Länder auswandern könnt, weil ihr keine Häuser abbezahlen müsst, seid ihr noch lange nicht frei.

Mal abgesehen von der lebenslangen monatlichen Überweisung an einen fremden Menschen, der an Eurer Naivität Geld verdient, müsst ihr Wohnungen besenrein hinterlassen, die Musik leiser drehen, den Schnee schippen, wenn Ihr von der alleinstehenden Dame, die schon seit 20 Jahren in der Wohnung gegenüber lebt, dazu eingeteilt werdet, dürft keine Wände einreißen, müsst um Erlaubnis fragen, wenn ihr eure Unterkunft (mehr als das ist es ja nicht) zur Zwischenmiete bei AirBnB reinstellen wollt und Euch mit der Wahl Eures Vermieters für die hässlichste Baumarkt-Dusche zufrieden geben, nachdem er nach eurem 7. Anruf endlich zerknirscht zugegeben hat, dass Euer Bad dringend renovierungsbedürftig ist.

5
Sparen will gelernt sein

Eine Studie ergab, dass Haus- und Wohnungsbesitzer durchschnittlich fünfmal so viel Vermögen anhäufen wie Mieter. Nicht weil sie reich geerbt haben, sondern weil sie grundsätzlich sparsamer leben. Durch den jahrelangen Zwang zur Sparsamkeit, weil sie erst Eigenkapital anhäufen müssen und danach einen Kredit abbezahlen wollen, lernen sie mit weniger auszukommen. Kurzum: Ein Käufer ist langfristig motivierter als ein Mieter.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“