Auf diese Wörter kommt es an

Das bedeutet dein Praktikumszeugnis wirklich

von Helene Rose

Jeder kennt die üblichen Phrasen auf dem Arbeitszeugnis: Von „Er verfügt über ein gesundes Selbstvertrauen“ bis zu „Er hat unseren Erwartungen weitestgehend entsprochen“ ist alles möglich. Doch was heißt das genau? Versteckt sich hinter den Formulierungen etwa eine Botschaft an zukünftige Arbeitgeber? ZASTER hat für dich die Geheimscodes der Zeugnissprache entschlüsselt.

Kleine Worte – Große Wirkung

Erstaunlich, aber wahr: Hinter den ganzen Phrasen in Praktika- und Arbeitszeugnissen verbirgt sich eine geheime Botschaft. Sogar kleine Wörter können schon entscheiden, ob du von deinem Chef insgeheim Note Eins oder Vier bekommen hast. ZASTER sagt dir, welche Wortwahl dir ins Auge stechen sollte.

Sehr gut oder mangelhaft?

Der Grat zwischen Note Eins und Note Vier kann sehr schmal sein. Wie schmal genau, zeigt dir ZASTER:

1
„… im Rahmen seiner Möglichkeiten“ vs. „außergewöhnlich“

„Er hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht.“ Klingt ja erstmal gar nicht so verkehrt. Ist aber trotzdem nur Note Vier, denn übersetzt heißt diese Formulierung nichts anderes als: „Er oder sie hat es nicht wirklich drauf.“ Einen guten Job hast du hingegen gemacht, wenn Folgendes auf deinem Zeugnis steht: „Sie zeigte ein außergewöhnliches Engagement.“ Da gibt es nichts auszusetzen.

2
„… den Erwartungen weitestgehend entsprochen“ vs. „herausragend“

„Er hat unseren Erwartungen weitestgehend entsprochen.“ Du denkst, du hast die Anforderungen gut erfüllt? Leider nein. Denn im Klartext heißt das: „Er hat nur das Nötigste getan.“ Note Eins kannst du dir hingegen eintragen, wenn in deinem Zeugnis steht: „Er erzielte herausragende Arbeitsergebnisse.“

3
„… in höchstem Maße“ vs. „… im Allgemeinen“

Dein Chef hat geschrieben, dass du „in höchstem Maße zuverlässig“ warst? Bestens! Denn dann hast du alle Aufgaben gewissenhaft und pünktlich erledigt. Wenn deine Arbeitsweisen hingegen „im Allgemeinen den Anforderungen“ entsprach, kommst du nicht so gut weg. Denn das heißt, dass du nicht immer deine Arbeit zufriedenstellend erledigt hast.

4
„… stets geschätzt“ vs. „… insgesamt einwandfrei“

„Das persönliche Verhalten war insgesamt einwandfrei.“ Klingt toll? Den Satz solltest du aber lieber nicht zu stolz präsentieren. In der Zeugnis-Geheimsprache will dein Chef damit nämlich sagen, dass du dir zwar nichts hast zuschulden kommen lassen, aber eher eigenbrötlerisch und alles andere als ein Teamplayer bist. Und beliebt warst du bei den Kollegen wohl auch nicht gerade. Freuen kannst du dich aber, wenn es heißt, dass du „von Kollegen, Vorgesetzten und Kunden stets als freundlicher und fleißiger Mitarbeiter geschätzt“ wurdest. Dann war dein Auftreten einwandfrei, professionell und du hast dich gut ins Team integriert.

5
„stets“ und „vollste“

Die Bestnote hast du erreicht, wenn dein Arbeitgeber dir bescheinigt, dass du „die übertragenen Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit erledigt“ hast. Hier machen die kleinen Wörter „stets“ und „vollste“ den großen Unterschied. Denn die Formulierung: „Er hat die Ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit erledigt“ heißt nichts anderes, als dass du meistens das getan hast, was du solltest. Aber eben auch nicht mehr.

Weitere übliche Wendungen

Mit standardmäßigen, erstmal ganz gut klingenden Wendungen kann dein Arbeitgeber verschlüsselte Botschaften an deinen nächsten potenziellen Chef schicken. Wir haben mal ein paar Zeugnis-Formulierungen für dich übersetzt.

1
„Er verfügt über gesundes Selbstvertrauen.“

Heißt im Klartext: Er ist eine echte Diva.

2
„Bei Kunden war er immer schnell beliebt.“

Was dein Chef eigentlich sagen will: Er kann absolut nicht verhandeln.

3
„Sie zeigte viel Einfühlungsvermögen für die Belange der Belegschaft.“

Bedeutet: Sie hat mehr getratscht und geflirtet als gearbeitet.

4
„Er war in der Lage, seine Meinung zu vertreten.“

Heißt eigentlich: Er kann keine Kritik vertragen.

5
„Sie hat eine erfrischende Art im Umgang mit Kollegen.“

Übersetzt: Er war unverschämt und hatte keine Manieren.

ein Artikel von
Helene Rose
Helene studiert Linguistik in Potsdam. Als Werkstudentin bei ZASTER schreibt sie über das bei Studierenden oft knappe, aber heiß ersehnte Geld.