Wie glücklich macht Geld?

Wenn zwei losfahren, um das einfache Glück wieder zu finden

von Steven Plöger

„Wir kennen uns von früher, du wirst dich sicher nicht mehr an mich erinnern.“ Die E-Mail in meinem Postfach machte mich neugierig. Ich las den Namen und erinnerte mich. Dunkel zwar, aber ich hatte ein Bild. Ralf. Er ging bei meinem Vater in die Klasse, ich war mit seinem Bruder beim Sport.

Er hatte mein Buch „Die Winnetou-Strategie“ gelesen und wünschte sich eine Widmung. „Als Erinnerung an unsere Kindheit an der Küste“. Die hat er natürlich bekommen. Aber ich war neugierig, daher bat ich um seine Telefonnummer. Wir quatschten über eine Stunde. Und ich erfuhr eine Geschichte, wie ich sie liebe.

Ralf und seine Frau haben zwei Kinder, beide sind aus dem Haus und gehen mittlerweile ihre eigenen Wege. Das schmucke Eigenheim haben sie verkauft, in Zukunft wollen sie in einer kleinen Mietwohnung leben. Vielleicht. Denn sie hauen ab. Mit einem alten VW Bulli, den mein früherer Mitschüler liebevoll als Wohnmobil für zwei umgebaut hat. Mit dem geht es im Frühjahr los, nach Griechenland. Wann sie wiederkommen? Steht in den Sternen. Seinen Job hat er kürzlich verloren, immerhin gab es eine ordentliche Abfindung.

Ralf ist handwerklich geschickt, einer wie er wird immer irgendwo gebraucht. „Mal sehen was kommt“, sagte er und klang dabei alles andere als deprimiert. Und dann sagte er einen Satz, bei dem ich eine Gänsehaut bekam: „Am glücklichsten waren meine Frau und ich, als wir am wenigsten hatten.“ Dieses Feeling holen sich die zwei künftigen Bus-Weltenbummler demnächst irgendwo zurück. Hand in Hand, Barfuß im Sand. Ich freue mich, dass sie mein Buch mit an Bord haben. Und deshalb habe ich ihnen noch empfohlen, eine Sturmlaterne von Feuerhand mitzunehmen. Sie spielt am Ende meines Häuptlingsratgebers eine Rolle und ist für mich an vielen Abenden ein kleiner Leuchtturm. Im flackernden Schein der kleinen Petroleumlampe zurück- und vorauszublicken macht glücklich. Vor allem, wenn man jemand an seiner Seite hat, mit dem man vor vielen Jahren einen gemeinsamen Weg begonnen hat.

ein Artikel von
Steven Plöger