Was kostet eigentlich

… die Raucherpause?

von Nikolina Krstinic

Haste mal ne Kippe? Mehr als ein Viertel der Deutschen könnte hier mit Ja antworten, immerhin sind 26,2 Prozent Raucher. Aber was kostet eigentlich die Raucherpause den Arbeitgeber? ZASTER ist der Frage auf den Grund gegangen.

Fluppe aus!

Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, da durfte man noch im Taxi rauchen. Noch unangenehmer als der Geruch von kaltem Rauch oder durchgeschwitzten Sitzen waren die Wunderbäume, die vorne am Spiegel – in viel zu vielen Taxen – rumbaumelten. Der schlimmste Duft dabei: „Grüner Apfel“. Der penetrante Geruch von Zwangsbeduftung, der in Form eines Wunderbaums daherkommt, war mir seit jeher zuwider. Und ich kann dementsprechend nicht mitzählen, wie viele ich davon schon mal dem verdutzten Taxifahrer vom Rückspiegel gerupft und aus dem Fenster gedonnert habe. „Da zahlst du extra für“, hieß es das ein oder andere Mal. Das war’s mir wert.

Damals war ich froh, dass ich rauchen durfte – heute bin ich froh, dass das irgendwie verpönt ist. Wegen der anderen Fahrgäste, die eventuell Nichtraucher sein könnten. Die Vorstellung, dass vor einigen Jahrzehnten selbst in Großraumbüros noch geraucht werden durfte, ist durchwegs skurril, wusste man doch bereits damals, welche gesundheitlichen Schäden Passivrauchen hervorrufen kann.

Dass Rauchen ungesund ist und knapp die Hälfte aller Raucher aufgrund des Tabakkonsums erkrankt, ist längst bekannt. Nichtsdestotrotz zählt Deutschland zu den Ländern mit den meisten Rauchern weltweit. Mehr als 22 Millionen Menschen in Deutschland sind Raucher, überwiegend Männer, und der Großteil raucht täglich. Wie teuer ein Raucher seinen Arbeitgeber zu stehen kommt, ist auch kein Geheimnis mehr.

4900 Euro

Das British Medical Journal (BMJ) schätzt die jährlich verursachten Kosten durch das Einstellen eines Rauchers innerhalb eines Unternehmens auf 5816 US-Dollar, umgerechnet 4900 Euro. Berechnet wurden Kosten durch die bloße Abwesenheit in Pausen, aber auch die Langzeitfolgen für das Gesundheitswesen und die Volkswirtschaft. Ausgangspunkt waren die Kosten, die ein Arbeitgeber in den USA für einen Raucher zahlen muss. Dabei handelt es sich allerdings um einen, grob gesagt, Schätzwert. Allein die so genannte „kleine Raucherpause“ kostet, den jüngsten Berechnungen der Ohio State University zufolge, den Arbeitgeber etwa 3077 US-Dollar im Jahr, umgerechnet 2640 Euro.

„Lass mal schnell eine rauchen gehen!“

Als Raucher habe ich diesen Satz so oft gesagt, dass ich gar nicht mehr mitzählen kann, wie viele Zigaretten ich auf dem Gewissen habe. Doch die Raucherpause dient nicht nur der persönlichen Entspannung, der kurzfristigen Arbeitsverweigerung oder dem schnellen Stressabbau zwischen zwei Terminen und acht Tassen Espresso. Die Raucherpause bietet Schutz vor dem Lärm der anderen. Sie kann dem kreativen Austausch oder Netzwerken mit Kollegen dienen. Und manches Mal sorgt sie für ein angenehmeres Betriebsklima. „Urlaub war schön? Und wie geht’s den Kindern? Ach, was du nicht sagst, schon zur Schule im September, toll.“

Der ewige Nichtraucher

Ja, natürlich ist es unfair. Wenn ich fünfmal täglich raus gehe, weil ich mein Nikotin brauche, bleibt mein nichtrauchender Kollege an seinem Arbeitsplatz und macht weiter wie gewohnt. Das sind 25 Minuten am Tag. Der Kollege arbeitet also im Monat gut acht Stunden länger als ich. Aber was soll ich denn machen? Ich werde ihn bestimmt nicht in die ungemütliche Raucherecke im Innenhof schleppen, so viel steht fest. Auch wenn ich weiß, dass gerade in Kreativberufen oftmals die zündenden Ideen beim Rauchen kommen: in einer dieser kleinen Pausen, die das Leben und die Arbeitszeit langsam, aber sicher verkürzen. Was solche Ideen dem Arbeitgeber an Mehrwert bringen, könnte auch mal jemand ausrechnen. Andererseits arbeitet der ewige Nichtraucherkollege eben auch dann noch weiter, wenn ich längst von oben zugucke.

ein Artikel von
Nikolina Krstinic
Nikolina Krstinic studierte in Wien und Berlin Kulturwissenschaften, Journalismus und Unternehmenskommunikation. Sie ist als freie Autorin und Journalistin tätig - seit Februar 2018 auch für Zaster.