Der Schein meines Lebens

Die amerikanischen 1-Dollar-Noten

von Jonas Rüffer

Im Laufe unseres Lebens bekommen wir diesen einen Schein, diesen bestimmten Betrag. Den uns jemand schenkt, den wir finden, gewinnen oder den wir jemandem abluchsen – und: an den wir uns für immer erinnern, weil er uns gerettet, berührt oder beschämt hat. Hier erzählen regelmäßig Menschen die Geschichte vom Schein ihres Lebens.
Heute: Die frühere Journalistin Nicola Brüning erzählt, wie schwierig es war, für ihre erste Reise in die USA an Dollar zu kommen.

Als junge Studentin hatte ich die Chance, nach Amerika zu reisen. Niemand in meiner Familie war jemals in den USA gewesen, ich würde also als Erste von uns sein, die den Boden der Vereinigten Staaten von Amerika betritt. Die Reisevorbereitungen waren damals, als es noch kein Internet gab, waren verdammt aufwendig. Es gab für mich auch keine VISA-Karte – die hatten nur die Chefs der Unternehmen. Also hieß es, ab zur örtlichen Sparkasse und dort Geld umtauschen. Erstmal musste ich ein paar Tage warten, weil die Dorf-Sparkasse in Düren solche Scheine gar nicht vorrätig hatte: Eine Woche nach meiner Bestellung sollte ich wieder kommen.

Der Sparkassen-Angestellte übergab mir dann ein braunes Tütchen mit meinen Dollars, die nach Abenteuer rochen. Darin befanden sich ganz viele 1-Dollar Noten. Ich nahm einige heraus und betrachtete die weiß-grünen Scheine mit dem Konterfei von George Washington genauer. Ich fühlte mich wie ein Kundschafterin auf dem Weg in die „Neue Welt“. Diesen Augenblick habe ich nie vergessen. Seither erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich heute einen Dollar-Schein in den Händen halte, an das Glücksgefühl von damals.

ein Artikel von
Jonas Rüffer
Jonas Rüffer (Jahrgang 1991), ist seit Februar Teammitglied der Zasterredaktion. Vorher hat er seinen Master in Politik abgeschlossen. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Servicethemen wie Kryptowährungen oder Geld- und Finanzpolitik.