Das Geschäft mit den Titeln

Der gekaufte Doktor

von Carola Tunk

Immer wieder gelangen Skandale um die gefälschte Doktorwürde eines angesehenen Politikers in die Schlagzeilen. So mussten schon eine Bildungsministerin, eine Europa-Politikerin und mit Karl-Theodor zu Guttenberg sogar ein Verteidigungsminister von ihren Ämtern zurücktreten, weil sie sich die Doktorwürde erschlichen hatten. Uni-Titel sind begehrt – Ghostwriter lassen sie sich dementsprechend teuer bezahlen.

Bis zu 65000 Akademiker promovieren jährlich in Deutschland. Davon sind Experten zufolge rund drei Prozent erschwindelt.

Dies belegt auch die Anfragendichte auf der Satireseite www.titel-kaufen.de.
Die Betreiber werden oft nicht als die Witzbolde entlarvt, die sie sind. Sie erhaltenimmer wieder besonders dreiste Anfragen nach Doktortiteln.

So bietet ein Mediziner 10000 Euro für einen Doktortitel. Verzweifelt schreibt er:

“Bin in gehobener Position tätig. Habe daher keine Zeit mich um eine Dissertation zu kümmern. Titel wird für weitere Karriere benötigt.“

Ein Geisteswissenschaftler braucht den Titel, um sich “zukünftig selbstständig im Consultingbereich zu engagieren“. Er bittet um unverbindliche Angebote. Anfragen wie diese gibt es zuhauf.

Selbst beim Gutscheinportal Groupon werden eitle Schwindler fündig: Ab 39 ist ein Doktortitel zu haben – allerdings ist dieser Titel wenig repräsentativ. Möchtegern-Juristen und -Ärzte, die für eine Dissertation im Schnitt vier Jahre bräuchten und Wert auf Glaubwürdigkeit legen, müssen mehrere Tausend Euro zahlen.

ein Artikel von
Carola Tunk
Carola Tunk wuchs in einem Haus mit einer Bibliothek auf, findet das Internet aber auch ganz ok. Bis sie sich eine Karriere als Romanautorin leisten kann, schreibt sie für ZASTER. Carola über ihr Verhältnis zu Geld: „Ich liebe Luxus, aber im Herzen bin ich Sozialist.“