Finanzen einfach erklärt

Darum ist dein Geld immer weniger wert

von Nils Matthiesen

Dein sauer verdientes Geld verliert immer mehr an Wert – das ist höchstoffiziell so gewollt. Erfahre, warum das richtig und wichtig ist.

Früher kostete ein Brötchen 20 Pfennig, heute mindestens 30 Cent – also mehr als das Doppelte. Das Ganze nennt sich Inflation, gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes. Hört sich zunächst erst einmal sinnlos an. Dein sauer verdientes Geld wird im Laufe der Zeit demnach immer weniger Wert, gleichzeitig verteuern sich die meisten Dinge. Die Inflation ist also schlecht für unsere individuelle Kaufkraft und untergräbt den Wert unseres Geldes. Dennoch peilen Ökonomen jedes Jahr zwei Prozent Inflation pro Jahr an. Aber warum ist das so wichtig? Und wäre es nicht besser, wenn unser Geld immer den gleichen Wert hätte oder sogar zulegen würde (Deflation)? Würden wir nicht von niedrigeren oder zumindest stabilen Preisen profitieren?

Der Trick mit der Geldentwertung

Nehmen wir einmal an, dass dein Geld statt immer weniger (Inflation) automatisch immer mehr an Wert zulegen würde (Deflation). Was würdest du tun? Würdest du dein Geld ausgeben oder warten, bist du dir mehr davon kaufen kannst? Wahrscheinlich würdest du weniger Geld ausgeben als jetzt. Denn wenn die Preise stetig fallen, kaufen die Leute weniger Waren. Schließlich könnte es in Zukunft billiger sein. Wenn aber die Leute aufhören, Dinge zu konsumieren, sinkt die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen. Das wiederum führt dazu, dass Unternehmen ihre Mitarbeiter entlassen müssen. Mit steigender Arbeitslosenquote sinken die Gehälter der Menschen, was zu einer Todesspirale weiterer Preissenkungen führt und damit die Wirtschaft langsam, aber sicher zerstört. Höhere Preise bedeuten dagegen, dass die Meisten eher früher als später kaufen, um in Zukunft nicht mehr zu bezahlen. Das kurbelt die Wirtschaft an und führt so zu mehr Beschäftigung und Wohlstand.

Geld soll zirkulieren

Eine weitere Idee, die dahintersteckt: Langfristig soll es keine gute Sache sein, sein Geld unter dem Kopfkissen zu verstecken. Denn so ist keine produktive Nutzung des Kapitals möglich. Wenn du aber dein Geld zum Beispiel in Aktien, Fonds, Rentenpapieren, Tagesgeld etc. anlegst, können zumindest Andere damit arbeiten – und du profitierst durch Zinsen. Allerdings musst du bei der Anlage deines Geld ein gewisses Risiko eingehen, um mit der Inflation Schritt zu halten oder sogar eine höhere Rendite zu erzielen.

Wenn Geld an Wert gewinnt…

Was eine Deflation anrichten kann, zeigt die schreckliche Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre. Die Krise, ausgelöst durch den Zusammenbuch der New Yorker Börse im Herbst 1929, traf ausnahmslos alle Staaten weltweit, besonders aber die USA und Deutschland. Eine fatale Mischung aus Massenarbeitslosigkeit und Geldentwertung war die Folge. Es kam zur gefürchteten Deflationsspirale: Die Kaufkraft sank, dadurch brachen die Umsätze der Unternehmen weiter ein, es kam zu erneuten Entlassungen, was sich wiederum negativ auf die Kaufkraft auswirkte. Die Bevölkerung wurde immer ärmer und unzufriedener, was die radikalen Parteien stärkte und letztlich zum Aufstieg der nationalsozialistischen NSDAP führte.

Zu viel Geldentwertung ist auch schlecht

Zu viel Inflation ist allerdings auch schädlich, wie die 1970er Jahre offenbarten. Etliche Jahre lag die Steigerungsrate um die sechs Prozent, die Preise stiegen viel schneller als die Einkommen. So war unter anderem der Benzinpreis von rund 60 Pfennigen pro Liter auf 90 Pfennige (ca. 45 Cent) hochgeschnellt. Um Energie zu sparen, mussten die Deutschen sogar sonntags aufs Auto verzichten. Gut für die Umwelt – schlecht für die Wirtschaft.

Fazit

Es ist nicht unbedingt so, dass eine Inflation total klasse ist. Sie im Vergleich zur Deflation aber definitiv das kleinere Übel, wenn es um Preisstabilität geht.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.