Gewissensfrage

Soll ich Bettlern Geld geben oder nicht?

von Nils Matthiesen

Bettler gehören inzwischen zum Straßenbild. Doch sie verunsichern viele Menschen. Wie reagieren? ZASTER beantwortet drängende Fragen rund ums Thema.

Bettler verunsichern viele Menschen, sie erzeugen ein ungutes Gefühl. Den Leuten geht es offenbar schlecht, für ein soziales Wesen ist das schon einmal schwer zu ertragen. Sie zeigen uns zudem, wie tief wir fallen können. Dazu kommen Fragen wie: Will der mich nur abzocken? Oder mein sauer verdientes Geld für Alkohol oder Drogen verprassen? Außerdem gibt’s noch Sozialhilfe, in Deutschland muss doch niemand betteln gehen, oder? Und wenn man dann in der Fußgängerzone zum fünften Mal in wenigen Minuten nach Geld gefragt wird, kann die Gefühlslage sogar ins Aggressive umschlagen. Damit du dich künftig im Umgang mit Bettlern sicherer fühlst, beantwortet ZASTER die wichtigsten Fragen.

Ist Betteln überhaupt erlaubt?

Das deutsche Recht ist bei diesem Thema recht tolerant. Grundsätzlich ist es in hierzulande gestattet, um Almosen zu bitten. In einigen Städten gibt es allerdings klare Regeln. So ist mancherorts nur das sogenannte stille Betteln gestattet – das Betteln mit Kindern mit Tieren und vor allem organisiertes Betteln ist dagegen verboten. Zudem haben Kommunen das recht, bestimmte Gebiete zu bettelfreien Zonen zu erklären, etwa, wenn das Betteln in Fußgängerzonen überhand nimmt. Betrügerisches Vorgehen ist allerdings grundsätzlich verboten: Wenn ein Bettler zum Beispiel ein amputiertes Bein oder eine andere Behinderung vortäuscht, gilt das als Betrug.

Bekommen Bettler keine Hilfe vom Staat?

Eigentlich schon, aber nicht jeder. Für einen erheblichen Teil der Bettler stellt das Betteln tatsächlich die einzige Einnahmequelle dar. Und ausreichend staatliche, kirchliche oder sonstige Hilfsangebote gibt es schon lange nicht mehr Die Landung im sozialen Sicherheitsnetz ist für viele zudem eher hart als weich. Und es gibt Menschen, denen das Schicksal so übel mitgespielt hat, dass auch Sozialhilfe nicht reicht. Sagen wir mal so: Freiwillig bettelt niemand. Keiner sitzt gerne auf der kalten Straße und kassiert abfällige Blicke.

Wie viel „verdient“ ein Bettler?

Das lässt sich pauschal natürlich kaum beantworten. Aber Selbstversuche und Umfragen haben gezeigt, dass gut und gerne 5 bis 60 Euro pro Stunde drin sind – cash in die Täsch (sofern das Jobcenter von den Einnahmen nichts mitbekommt).

Sollte man Bettlern etwas geben?

Dazu gibt es verschiedene Ansichten.

  • Pro: Warum nicht, meint zum Beispiel die Caritas. Eine kleine Spende tue niemanden weh. Und obdachlose Menschen bräuchten nun einmal Geld. Sie bekämen oft keine Sozialleistung, weil sie keine Papiere haben. Sie besäßen daher auch keine Wohnung oder einen Job. Sie befänden sich in einem Teufelskreis.
  • Contra. Man weiß nicht, was für ein Mensch vor einem steht. Ist er drogen-, alkohol- oder spielsüchtig? Oder gehört er gar einer kriminellen Bande an? Außerdem fördert man mit einer Gabe sozusagen das Betteln. Wenn helfen, dann besser mit Spenden an eine der vielen karitativen Organisationen.

Was und wie viel soll ich Bettlern geben?

Statt Geld werden gerne Sachspenden empfohlen. Das ist eine gute Idee, allerdings solltest du dem Bettler nicht einfach etwas vorsetzen. Vielleicht mag er zum Beispiel keinen Kaffee oder hat schon zehn intus, weil andere auf die gleiche glorreiche Idee gekommen sind. Deshalb am besten nachfragen. Vielleicht besteht Bedarf an einem Busticket, um einen Freund zu besuchen oder an einer Flasche Wasser. Ein kleiner Schnack auf Augenhöhe tut zudem vielen Bettlern gut.

ein Artikel von
Nils Matthiesen
Nils ist Journalist, Texter und einer der ersten Digital Natives. Er beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit den Themen Vorsorge, Geldanlage und Börse. Persönlich setzt er inzwischen mehr auf Fonds-Sparpläne als aktives Aktien-Picking.