Eine große Portion Bargeld bitte, ohne Pilze!

Wenn das Bargeld-Taxi das Geld nach Hause bringt

von Hannes Lustermann

Wenn der Kunde nicht zur Bank kommt, muss die Bank eben zum Kunden kommen. Zumal die Banken- und Sparkassenverbände in jüngster Vergangenheit immer mehr Filialen schließen und ihr Geldautomaten-Netzwerk verkleinern. Tendenz: weiter rückläufig. Nicht nur deshalb setzen die Geldhäuser vermehrt auf eigene Bargeld-Bringdienste, die ihre Brieftasche an der Haustür neu bestücken.

Bargeld ist den Deutschen wichtig. So zeigen es einmal mehr die Reaktionen auf die Reduzierung der EC-Automaten, in welcher viele eine schleichende Abschaffung ihrer handfesten Zahlungsmittel sehen. Im Gegensatz zu anderen Zahlungsmitteln wie Kreditkarten macht es den Bürger nicht „gläsern“, denn es wird nicht registriert, wo und wofür er sein Geld ausgibt. Jesus Rosano, der die Abteilung für Geltransporte der internationalen Sicherheitsfirma G4S leitet, bringt es treffend auf den Punkt: „Die Menschen vertrauen auf Bargeld; es ist kostenlos verwendbar und für die Verbraucher jederzeit verfügbar, es ist vertraulich, es kann nicht gehackt werden und sein Akku wird auch nicht alle. Diese Eigenschaften sind für Menschen auf allen Kontinenten weiter von großem Wert.“

Die Menschen vertrauen auf Bargeld; es ist kostenlos verwendbar und für die Verbraucher jederzeit verfügbar

Jesus Rosano, Leiter Geldtransporte bei der Sicherheitsfirma G4S

Doch was ist, wenn die Geldautomaten in Ihrer Nähe verschwinden und Filialen schließen? Wenn Sie aus Gesundheits- oder Altersgründen, oder ganz einfach weil sie kein Auto besitzen, mit einem leeren Portemonnaie dastehen? Für diesen Fall bieten einzelne Geldhäuser einen Bringdienst an. Dabei gibt es große Unterschiede hinsichtlich der Beschränkung der Beträge, des Bestellvorgangs und der Beteiligung an den Service-Kosten.

Manchmal genügt schon ein kurzer Anruf bei Ihrem heimischen Geldinstitut. Als Kunde der Sparkasse Fulda etwa können Sie die Modalitäten telefonisch abklären, und schon ist der Geldsegen unterwegs. Bis zu 500 Euro pro Tag sind bei dieser Bank bei entsprechender Deckung möglich, andere Finanzhäuser erlauben auch höhere Summen. Die Mindestsumme ist je nach Bankhaus ebenfalls unterschiedlich, bei der Kölner Bank etwa sind es 200 Euro Mindestsumme.

Spätestens zwei Tage nach Ihrer Bestellung klingelt nicht etwa ein Herr im schwarzen Anzug mit Geldkoffer, sondern ein gelb-roter DHL-Bote an ihrer Haustür. Er hat einen blickdichten Umschlag dabei – die Auslieferung erfolgt nur an Sie persönlich. Nach Überprüfung Ihrer Identität wird das Geld übergeben und der Erhalt quittiert. Die Sparkasse bucht dann den angeforderten Betrag, zusammen mit einer Kostenbeteiligung von fünf Euro, von Ihrem Girokonto ab.

Wer nutzt diesen Service, wenn man inzwischen selbst in Geschäften bei der Bezahlung Bargeld abheben kann? Vor allem ältere Menschen möchten ihre privaten Finanzen ausschließlich in der geschützten Sphäre der Bank ihres Vertrauens abwickeln und nehmen deshalb das Angebot in Anspruch. Zumal nur bestimmte Geschäfte den Bargeldbezug anbieten und nicht jeder für alle hörbar mitteilen möchte, wieviel Geld abgehoben werden soll. Interessanterweise ist die Nachfrage in ländlichen Bezirken nicht zwangsläufig höher. „Aus der städtischen Region erhalten wir mehr Anfragen als aus der ländlichen, wo die Menschen ganz andere soziale Netzwerke haben: Dort gibt es oft einen familiären oder nachbarschaftlichen Verbund, der helfen kann“, klärt Richard Hartwig von der Sparkasse Fulda auf, die den Service seit vier Jahren anbietet. Seine Filiale werde die Bargeldzustellung auf jeden Fall weiterführen, denn die Zahl der Nutzer entspreche den Erwartungen, bei weitestgehend gleichbleibender Nachfrage.

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Hannes Lustermann