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Zahl des Tages

750

von Marcus Schwarze

Wie kann eine alleinerziehende, zu 75 Prozent als Krankenschwester arbeitende Frau den Schullandheimaufenthalt ihrer Kinder finanzieren? Die Geschichte einer 35-Jährigen, die mit etwas Glück eine Lösung fand.

Sie sollte 800 Euro binnen einer Woche zahlen. Kind 1 brauchte 250 Euro fürs Schullandheim, Kind 2 gleich 350 Euro, und für die Ferienbetreuung waren noch einmal 200 Euro aufgerufen. Das brachte Judith D. alias @Chaosundich, wie sie sich auf Twitter nennt, zu folgendem Tweet:

Aus ihrem Beitrag sprach Verzweiflung: „Wann ist der richtige Zeitpunkt, ihnen mitzuteilen, dass sie wohl zuhause bleibe müssen? Ich möchte weinen.“

Der Tweet brachte Judith D., die im Raum Stuttgart wohnt, eine Welle der Hilfsbereitschaft. 2500 Herzen, 600-mal geteilt, 250 Kommentare – das alles kam binnen weniger Stunden über Twitter zusammen. Die Alleinerziehende sollte nach eigenen Worten am nächsten Morgen um 7 Uhr wieder auf Station sein, als Krankenschwester. Auf einen Tipp hin eröffnete die 35-Jährige ein Leetchi-Konto. Dort können Leser Geld spenden. Die Mutter schrieb dort ihre Geschichte auf, warum es ihr so schwer fällt, mit 75 Prozent Arbeitskraft als Krankenschwester – und 100 Prozent als Mutter von insgesamt vier Kindern – das Geld für die Schullandheimaufenthalte aufzubringen. Sie bat um 750 Euro, weitere 50 für die insgesamt nötigen 800 Euro waren wohl noch in der Haushaltskasse.

Auf Leetchi spendeten bis Sonntagnachmittag 435 Menschen große und kleine Summen. Bei Redaktionsschluss stand das Spendenbarometer bei 9800 Euro. „Oh, ich bin wahnsinnig überwältigt. Von der Hilfsbereitschaft. Von der Anteilnahme. Es berührt mich. Sehr.“ schrieb Judith. „Tränen laufen über“, schrieb sie auch auf Twitter, „Wir freuen uns. Sososososo sehr!“

Bleibt die Frage, was aus dem „zu viel“ gespendeten Geld wird? „Da wird nix verschwendet“, schrieb sie einem auf Twitter, der für sie gespendet hatte. „Das wandert ruck, zuck unter die Matratze. Wo die Schwaben halt ihr Geld hüten!“ Kind 1 bekommt jetzt eine dringend benötigte Brille, Kind 4 darf endlich ins Ballett. Und ob sie das gespendete Geld nun versteuern muss, wussten andere auf Twitter auch zu beantworten. Sie muss es zwar bei der Steuererklärung angeben, aber alles unter 20.000 Euro ist steuerfrei.

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Marcus Schwarze